Artikel aus dem Alb-Boten (Reiner Frenz)

Die Kapitänin ist von Bord gegangen. Gestern ist Magdalena Kalbfell, Schulleiterin an der Münsinger Gustav Mesmer-Realschule in den Ruhestand verabschiedet worden. Immerhin 150 Gäste waren dazu und zur Einsetzung ihres Nachfolgers Andreas Bosch in die Zehntscheuer gekommen, ein Zeichen für die überaus große Beliebtheit, der sich die Pädagogin erfreute.

Bei aller Bescheidenheit Kalbfells, es stehe doch immer jemand an der Spitze, der gute Leute zusammenführe und zu guter Arbeit anleite, meinte der Leitende Schulamtsdirektor Roland Hocker in seiner Rede. 2007 Sei Magdalena Kalbfell nach Münsingen gekommen, habe noch die zweijährige Ausbildung zur Beratungslehrerin absolviert. „Ich habe sie als jemanden kennengelernt, dem die Ausbildung der jungen Menschen wichtig war. Sie haben in die Zukunft blickend agiert, immer geschaut, was die Schüler brauchten“, sagte Hocker. Magdalena Kalbfell sei als Rektorin Vorbild gewesen für das Kollegium, für die Schüler, aber auch für das Schulamt. „Sie waren jemand, der uns sagte, was sie an Unterstützung brauchten, das aber immer in menschlich angenehmer Weise.“ Obwohl die Schulleiterin ihre Interessen vertreten habe, sei sie in der Beliebtheitsskala ganz weit oben angesiedelt gewesen. Dass es in Münsingen eine zukunftsfähige Schullandschaft gebe, dazu habe Magdalena Kalbfell ganz wesentlich beigetragen.

Andreas Bosch, so Hocker, sei der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort. Es werde an der Gustav-Mesmer-Realschule eine neue Handschrift geben, aber das gleichen Blickfeld, nämlich die Kinder im Auge zu haben.

Nur noch Häuptlinge

Bürgermeister Mike Münzing zeigte sich in seinem Grußwort erfreut darüber, dass Münsingen über eine Schullandschaft verfüge, die allen jungen Menschen Perspektiven gebe, Sackgassen gebe es nicht. Wenn heute 80 Prozent der Schüler einen höheren Bildungsabschluss anstrebten, stelle sich ihm die Frage, ob man nur noch Häuptlinge brauche und keine Indianer mehr. Ein Ziel Magdalena Kalbfells sei es gewesen, den Gemeinsinn zu fördern. Es habe viele Baustellen gegeben in ihrer Zeit, welche die Staub, andere die Lärm machten, und alle habe sie bewältigt mit ihrem Team, auch mit ihrem Konrektor Thorsten Rudolph, dessen Ausscheiden Münzing bedauerte. Magdalena Kalbfell habe der Schule ein neues Bild gegeben, ihr einen sehr, sehr guten Ruf verschafft, was die Anmeldezahlen belegen würden. Zum Dank gab es vom Bürgermeister einen Korb mit schwäbischen Spezialitäten und Gutschein für eine E-Bike-Tour.

Schuldekan Dr. Joachim Bayer erinnerte in seinem Grußwort an das Lutherjahr. Die Bildung der jungen Generation sei seit jeher Anliegen der christlichen Kirchen gewesen. Die Reformation vor 500 Jahren sei ein gewaltiger Bildungsaufbruch gewesen, und dieser könne nu in Freiheit geschehen. Deshalb hatte er für Magdalena Kalbfell zum Abschied auch Luthers „Freiheit eines Christenmenschen“ parat als Dank für all die Zeit und Liebe, die diese den jungen Menschen an ihrer Schule geschenkt habe: „Sie haben die Kinde rund Jugendlichen angenommen, sie gefordert und gefördert“.

Mit viel weiblichem Charme habe Madalena Kalbfell den Schulleitergesprächskreis geleitet, war von Uthe Scheckel, der Schulleiterin an der Astrid-Lindgren-Schule, zu erfahren. Mit ihrer freundlichen Art sei es immer gelungen, die zeitweise sehr brisanten schulischen Herausforderungen besonnen und mit Klarheit anzugehen. Bei der Umsetzung hätten Konkurrenzgedanken keinen Platz gehabt.

Fürs Kollegium attestierten Stefanie Fischer und Karen Marenke ihrer scheidenden Chefin hohe Kompetenzen in allen Ebenen. Sie habe hohe Arbeitsmoral gehabt und dies aufs Kollegium übertragen.

Nach all den lobenden Worten könne man meinen, sie sei die letzten Jahre rund um die Uhr tätig gewesen und hätte allein die Schule zu dem gemacht, was sie heute sei, modern und leistungsfähig, meinte Magdalena Kalbfell in ihrer Rede. Doch kein Kapitän könne allein das GMR-Schiff auf guten Kurs bringen und für gute Ausstattung und Atmosphäre sorgen. Dazu bedürfe es einer starken Mannschaft, guten Reederei und Schiffsbehörde, und es brauche Passagiere und Menschen, die diese aufs Schiff gehen ließen. Dass das Schiff auf gutem Kurs fahre, sei nur möglich, wenn wirklich alle ihren Beitrag dazu leisteten: „Ihr seid eine tolle Mannschaft“, lobte sie die Lehrerinnen und Lehrer. Persönlicher Anker sei ihr Mann Karl-Heinz gewesen, aber auch ihre Kinder. Sie freue sich, dass das GMR-Schiff Andreas Bosch als Kapitän erhalte, dem sie glückliche Hand beim Führen dieses Schiffes wünschte.

Bosch erklärte, dass er sich auf das vor ihm liegende Ziel freue, dankte seiner Vorgängerin für die Zeit, die sich diese für ihn genommen habe, damit das Schiff auf Kurs bleibe. Umrahmt wurde die Abschiedsfeier durch den Schulchor und durch Beiträge der Musiklehrer. Dem gut eineinhalbstündigen Festakt schloss sich ein Stehempfang an.

Quelle: Alb-Bote

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